Kalgoorlie

Goldstaub liegt in der Luft! Wir sind in Kalgoorlie (kurz: Kal), der größten Stadt im südwestlichen goldenen Outback. Es ist trocken, staubig und im Sommer erreichen die Temperaturen regelmäßig 50 Grad Celsius. Trotzdem leben 32.000 Menschen hier. In erster Linie, wegen der viertgrößten Goldmine der Welt. Die „Super Pit“. 1,5 km breit, 3,5 km lang und mittlerweile 360 m tief.

Rund um die Uhr arbeiten insgesamt 1.100 Angestellte in zwölf Stunden Schichten alleine in diesem Riesenloch. 85 Millionen Tonnen Erz werden jedes Jahr abgebaut. Im Schnitt gewinnt der Minenbetreiber aus diesem Erz 20.000 kg Gold. Mensch und Maschine leisten dafür Schwerstarbeit. Im Einsatz ist unter anderem ein Caterpillar Truck, den man sonst nur aus dem Discovery Channel kennt. Ein Monstrum mit 2.300 PS.

Größenvergleich: Caterpillar Truck vs. Toyota Pick Up

Ein Arbeitstag auf einem dieser Trucks bedeutet, dass man sechs mal in den Tagebau hinein fährt und sechs mal wieder raus. Vierzig Prozent der Truckfahrer sind übrigens weiblichen Geschlechts. Weil Mädels sanfter mit dem 4,4 Mio. AU$ teuren Truck umgehen und diesen dadurch weniger verschleißen. 40.000 AU$ kostet alleine ein Reifen, ein Austauschmotor eine halbe Million.
So und jetzt noch eine Zahl, dann reicht es auch: 185 Liter Diesel verbraucht ein Truck in der Stunde. Wahnsinn!

Wie ein Uhrwerk schlängeln sich die Trucks in den Tagebau hinein und wieder heraus.

Woher wir das alles wissen? Im Rahmen einer geführten Tour durfte ich mit 55 anderen Menschen im Reisebus auf das Werksgelände. Der Fahrer des Busses war offenbar ortskundig und hat uns all diese Informationen um die Ohren gehauen. Für 45 AU$. Raus aus dem Bus durften wir nur an zwei Aussichtsplattformen.
Aber! Alle Informationen der Tour hätte man auch auf der öffentlich zugänglichen Aussichtsplattform selber lesen können. Und diese ist kostenlos. Das Geld für die Tour hätte ich mir also sparen können.

Da! Ganz viele Steine.

Nachhaltig beeindruckt hat uns im Gegensatz dazu der Besuch beim „Royal Flying Doctor Service“, kurz „RFDS“. Auch hier gab es eine geführte Tour. Gekostet hat diese 5 AU$. Und es haben genau acht Menschen teilgenommen. Da sieht man, wo die Prioritäten in Kal liegen. Doch „nicht alles glänzt was Gold“. 😉

Verkehrte Welt, denn der RFDS rettet nicht nur Menschenleben, indem er bei Notfällen in die entlegensten Ecken Australiens fliegt, er versorgt auch, wegen des Ärztemangels in Australien die Krankenhäuser in ganz Australien mit den nötigen Spezialisten. Diese werden dann mal eben für eine oder mehrere Untersuchungen hin und her geflogen.

Fliegende Intensivstation

Auch noch ein paar interessante Zahlen zum RFDS. 705 feste Mitarbeiter arbeiten für die Organisation. Bezahlt werden diese vom Staat. 47 Flugzeuge australienweit nennt die Organisation ihr Eigentum. Diese wiederum werden alleine durch Spenden finanziert. Kostenpunkt einer voll ausgestatteten Maschine etwa 5 Mio. AU$.
Jährlich gehen rund 256.000 Anrufe beim RFDS ein. Den meisten Anrufern wird am Telefon geholfen. Wegen etwa jedem vierten Anruf geht ein Flugzeug in die Luft. Das können Notfälle, Spezialisten- oder Patiententransporte sein. Denn nicht immer wird der Spezialist von A nach B geflogen, manchmal auch der Patient.
Den Einsatz des RFDS muss man als Privatperson übrigens nicht zahlen. Dieser wird ebenfalls über Spenden finanziert. Wenn es sich um einen Arbeitsunfall handelt, wird der Arbeitgeber allerdings zur Kasse gebeten.

Mit 23% liegen Probleme mit dem Herzen und den Gefäßen an der Spitze der häufigsten Diagnosen (inklusive Telefondiagnosen). Vergiftungen und Verletzungen, wie bspw. Armbrüche werden zusammengefasst und liegen mit 22% dicht dahinter. Probleme während der Schwangerschaft und Geburten sind mit 6% relativ selten.

Apropos fliegende Ärzte. Wie geht es eigentlich uns? Unser Reisekind hatte sich ja in Esperance leicht erkältet und wir alle zusammen lagen den ersten Tag in Kal komplett flach. Wirklich fies erwischt hatte es aber keinen von uns. Yvon und ich brauchten nur den einen Tag und bis auf ein laufendes Näschen geht es unserem Reisekind auch wieder gut. Kal war mit konstant 35 Grad auf jeden Fall bestens dazu geeignet sich nicht weiter zu erkälten.

Problem ist nur, dass man spätestens nach zwei Tagen alles kennt. Es gibt zwar ein paar nette Parkanlagen, aber das Meer fehlt. Vor allem bei den Temperaturen. Wenn man nicht gerade selbst auf der Suche nach Gold ist, wird es schnell langweilig.
Bis 2029 soll noch Gold in der Mine abgebaut werden können, so schätzt es der Betreiber. Was danach aus Kalgoorlie wird bleibt ungewiss.

Lebensader für Kal – Ohne diese „Golden Pipeline“, die seit 1903 Trinkwasser 540 km von Perth nach Kal transportiert, wäre Wasser in der Region heute immer noch wertvoller als das gefundene Gold.

Schreibe einen Kommentar